Graue Haare: Nichts dagegen!
Erstellt von r.ehlers am Dienstag 22. März 2016
(Foto gelöscht]
Gerhard Schröder 2015: Niemals grau?
Wer sagt, dass er nichts gegen graue Haare hat, meint entweder,
- dass sie ihn nicht stören
- oder dass er außer Tönen (auswaschbar) und Färben nichts kennt, was man dagegen tun kann.
Ob überhaupt bei jedem Menschen die Haare im Alter grau werden, blieb sogar im Rechtsstreit von Altbundeskanzler Schröder gegen die Presse offen, s. http://www.hairweb.de/story-schroeder-gefaerbt.htm. Folgende Schilderung aus diesem lesenswerten Prozessbericht ist hier von besonderem Interesse:
„Schröders Anwalt Nesselhauf wollte dann auch noch etwas sagen und verwies auf eine gewisse Studie, wonach ca. vier Prozent der Bevölkerung auch im hohen Alter noch volles Haar hätten – wohlgemerkt ohne „graue Haare“. Auch sein Onkel sei so ein Fall gewesen, sagte Michael Nesselhauf. Er sagte es nicht ohne Stolz. Der Onkel starb mit 89 Jahren und tiefschwarzem Haar. „Er kannte noch gar keine Tönung. Er war ein einfacher Bauer.“ Es ist schwer zu sagen, ob die Geschichte von Bauer Nesselhauf die Entscheidung im Prozess irgendwie beeinflussen wird, aber es wurde danach sehr still im Gerichtsaal.“
Die Sache mit dieser angeblichen Studie ist einigermaßen obskur. Ich habe sie trotz intensiven Suchens nicht finden können. Aber ist es wirklich glaubhaft, dass es Menschen gibt, deren Haare nie grau werden? Kann man deren Geheimnis vielleicht ergründen und findet einen Weg ohne Tönen und Färben bei seiner jugendlichen Haarfarbe zu bleiben?
Im sehr informativen Kurzbericht des Dozenten Dr. Christian Kunte aus München über die Gründe des Ergrauens der Haare durch das Wegbleiben des Pigments Melanin bleibt am Ende offen, ob das Verschwinden des Melanins schicksalhaft jeden alten Menschen trifft oder vielleicht einige wenige verschont, s. http://www.haarerkrankungen.de/therapie/haarergrauen.htm.
Auch die Medizinjournaistin Julika Meinert, die auf den Online-Seiten der Welt sehr kundig und leicht verständlich über die „Grausamkeiten“ der nachlassenden Farbkraft der Haare und die Hoffnungen der Forscher auf Abhilfe berichtet, lässt diese interessante Frage offen, s. http://www.welt.de/wissenschaft/article133899942/Wie-die-grauen-Haare-verschwinden-sollen.html. Immerhin räumt sie mit dem Mythos auf, dass Menschen angesichts erschreckender Ergeignisse schon über Nacht grau geworden wären.
Nach allem was man bis dahin positiv weiß, lässt im Alter die körpereigene Produktion der Enzyme nach, die in den maßgebenden Zellen das Melanin produzieren. Der Stand der Sache ist der,
- dass es nach der Auskunft der Wissenschaft ausgeschlossen ist, dass jemand bis ins hohe Lebenalter die jugendliche Pigmentierung seiner Haare beibehält.
Die Werbung sieht das anders, insbesondere wo sie Mitel propagiert, die gar nicht oder nur geringfügig das Ergrauen ein wenig hinausschieben. Dazu zähle ich auch Alpecin Forte, das viel Tamtam um das enthaltene Koffein macht.
dZwei Mittel indes sind auf dem Markt, die nachweislich durch den Schutz der Haarwurzeln ein Ergrauen verhindern, das allerdings nur wenn und solange sie benutzt werden: Menoxidil und Finosterin. Ob Schröder tatsächlich rechtzeitg zu solchen Mitteln gegriffen hat und sie dann bis zu seinem Ende nehmen will, ist nicht auszuschließen. Interssanter wäre allerdings ein Mittel, das einmal, wenn auch kurmäig genommen die Farbe der Haare erhält und allernfalls von Zeit zu Zeit mal aufgefrischt werden muss.
Neueste Information – 1.3.2016-: Die Entdeckung des Gens IRF4
Aus einer gerade im Fachmagazin „Nature Communications“ veröffentlichten Studie geht hervor, dass die Forscher um Kaustubh Adhikari vom Londoner University College eine Genvariation (Allel) identifiziert haben, die zu grauen Haaren veranlagt. Zu den der Wissenschaft bekannten Genen, die für Haarausfall und die Haarfarbe sorgen,ist jetzt auch ein Gen identifiziert worden, das die Farbalterung von Haaren beeinflusst.
Die Forscher untersuchten die DNA von mehr als 6.000 Menschen. Das Grauhaar-Gen wurde überwiegend bei Europäern gefunden. Beim kaukasischen Typ zeigten sich im Schnitt schon mit 35 Jahren die ersten grauen Haare, beim asiatischen Typ beginne des Ergrauen fünf, beim afrikanischen Typ zehn Jahre später, sagte der Wissenschaftler. Zu verstehen, wie das Gen IRF4 funktioniere, könne ein Eingreifen in den Prozess ermöglichen, prognostiziert Adhikari. Genveränderungen könnten das Ergrauen bremsen und so die Farbenpracht der Haare länger erhalten, s.http://www.swissinfo.ch/ger/alle-news-in-kuerze/gen-fuers-ergrauen-identifiziert/41995050.
Diese Studie zeigt noch nicht den Weg auf, wie man die grauen Haare verhindert. Aber sie öffnet den Weg dazu, den Angaben darüber nicht ungeprüft jede Glaubhaftigkeit abzusprechen, dass sehr alte Menschen hier und da tatsächlich bis ins hohe Alter ihre volle jugendliche Haarfarbe beibehielten – ganz so wie Schröders Anwälte es im Prozess wegen seiner unverändert gleichmäßig dunklen Haarpracht angedeutet hatten.